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Arbeitsalltag im Kinderheim

Hola und weihnachtliche Grüße aus dem sonnigen Peru!

Da der Fokus meines Peru-Jahres ja bei meiner Freiwilligenarbeit im Kinderheim in Tarma liegt, möchte ich heute ausführlicher über unsere Arbeitswoche berichten:

Generell arbeiten wir 6 Tage in der Woche, von Dienstag bis Sonntag, immer nachmittags. Johannes und ich wechseln uns immer ab und verbringen die Nachmittage getrennt in den verschiedenen Modulen, damit es für die Kinder gerecht abläuft. Um zwei Uhr stehen wir an der Schulpforte und warten auf die Kinder, die dann alsbald hinausströmen. Mit dem Kleinbus der Beneficencia fahren wir dann über erdige Straßen in das Tal des Kinderheims hinauf, was jedes Mal sehr unbequem, laut und dennoch lustig ist. Mit mehreren Kindern auf dem Schoß und viel Geschrei im Ohr, werden wir jeden Tag gespannt gefragt, in welchem Modul wir denn heute sind und nebenbei bespaßen wir die Kleinen noch mit Grimassen. Im Heim angekommen wird erstmal zu Mittag gegessen und dann beginnt der stressige Teil: Die Hausaufgaben... Gerade einige der Kleineren haben große Probleme in der Schule, sind nicht ihren Leistungen entsprechend auf Jahrgangsstufen aufgeteilt und müssen sich deswegen immer durch die Aufgaben kämpfen. Also helfen wir, so gut es geht, erklären Aufgaben, holen Versäumtes nach, üben Lesen und Schreiben und passen auf, dass die Kinder sich nicht von all dem Lärm ablenken lassen. Außerdem versuchen wir zu verhindern, dass der angestellte Pädagoge nicht einfach alles aus dem Internet abschreiben lässt. Das ganze Schulsystem und die Art der Aufgaben und Prüfungen sind aber so unterschiedlich, dass Johannes und ich selbst oft rätselnd vor den Heften sitzen. Ist dieser mühsame Teil geschafft, dürfen die Kinder endlich raus und wir können anfangen, mit ihnen Sport zu machen, zu spielen, herumzutoben und kleine Wanderungen zu machen. Dabei sind die Wünsche der Kinder so unterschiedlich, dass es uns nie langweilig wird. Mit dem Baby Yumico üben wir laufen, mit den Mädls tanzen wir wild herum oder spielen Volleyball, mit Martha im Rollstuhl schaukeln wir und versuchen, sie möglichst aktiv zu beschäftigen und für die großen Jungs ist es das höchste der Gefühle, ohne Weg die Berge hinauf zu wandern, dabei mysthische Eier zu finden und abends die erlebten Abenteuer zu besprechen. Wir arbeiten hier sehr eng mit einer Schwester Sonja aus dem Klarissinenkloster zusammen, die ein Jahr lang als Psychologin arbeitet und so organisieren wir für die Kinder einige Aktivitäten am Wochenende. Leider fehlt es dabei ziemlich an finanziellen Mitteln und an Materialien: Die Kinder haben oft keine Stifte oder Blätter zum Malen und so sind wir leider  in unseren Ideen eingeschränkt. Am Sonntag sind wir nun schon zweimal zu einem Fluss gewandert. Neben vielen Frauen, die im Fluss noch ihre Handwäsche gemacht haben, haben wir dann Steindämme gebaut, Piraten gespielt und uns einfach vollkommen nass gespritzt. Das ist einfach das Schönste an der Arbeit im Kinderheim: Durch einfache Ausflüge und kleine Spiele kann man den Kindern so viel Freude bereiten und sie von dem oft tristen Leben im Heim ablenken. Inzwischen haben wir auch die größten Fleischliebhaber von unserer vegetarischen Pizza überzeugt, die wir in den einzelnen Modulen und auch mit dem Altenheim vorbereitet haben. Die Kinder haben den Teig und das Gemüse so liebevoll und präzise vorbereitet und der Stolz hat aus ihren Augen gesprochen, große Köche zu sein.

 

Den Mittwoch verbringen wir immer im Altenheim. Dort leben mehrere Alte mit großem Pflegebedürfnis und ohne Familienunterstützung und zwei junge Mädchen mit fortgeschrittener Demenz. Die Kraftlosigkeit, Hilflosigkeit und das triste Leben dort zu sehen, ist oft ziemlich deprimierend und auch all unsere Aktivitäten müssen sehr langsam und simpel sein. Trotzdem versuchen wir durch kleine Tänze, Gesang, Malen, Basteln, Backen und Vorlesen, das Leben im Altenheim bisschen aufzuhellen. Abends gehen die Alten schon sehr früh ins Bett, wir helfen teilweise beim Windeln wechseln und gehen danach noch zu den Kindern hinauf, um die Hausaufgaben zu kontrollieren.

Um acht Uhr abends fahren wir dann mit dem Personal wieder hinunter nach Tarma und lassen den Abend entweder mit dem Padre gemütlich ausklingen, fallen gleich ins Bett oder gehen noch in eine Bar oder einen Saftladen.

 

Das wars nun erstmal von meiner Seite, ich wünsche allen eine wunderschöne, besinnliche Adventszeit mit vorweihnachtlicher Stimmung, Plätzchen und allen Leckereien, die ihr in Deutschland so genießen könnt!

 

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